Selbstschutz – Wie verletzlich bist du?
Hand aufs Herz, wie oft warst du schon in Situationen, in welchen du bewusst verletzt hast oder verletzt worden bist …?
Ich kann von mir sagen unendlich oft!
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass keine Seele das Erdenleben verlässt, ohne eine Form der Verletzung.
Wenn wir von dem Punkt aus gehen, dass es praktisch unmöglich ist, ohne Verletzung das Leben zu leben, so wäre es der verkehrte Ansatz, nur den Weg zu gehen wie man Verletzungen vermeiden kann. Vielmehr empfiehlt es sich, den Weg zu wählen, wie man mit seinen Verletzungen umgehen kann.
Da ich durch und durch eine Optimistin bin, sehe ich in allem Möglichkeiten.
Ich sehe in allem ein Potential und will erkennen wieso, weshalb, warum…
Praktisch alle Frauen, welche in meinen Seminaren sind oder zu mir in die Praxis kommen, haben Spuren von Verletzung in sich.
Ich mache da keinen Unterschied, ob die Verletzungen seelisch oder körperlich sind, denn beides hinterlässt tiefe Narben.
Narben, welche zum Teil ein Leben lang Heilung brauchen und prägen.
Narben, welche Bereiche in der Ehe oder Partnerschaft so prägen, dass die Natürlichkeit des Zusammenseins beeinflusst wird.
Und da zählen nicht nur die Narben der Frauen, denn auch Männer tragen Verletzungen in sich.
Die Frage, die häufig auftaucht, ist:
Wie sollte eine Partnerschaft, Ehe und Sexualität natürlich gelebt werden, wenn diese Narben dauernd berührt werden?
Wir brauchen also Wege der Heilung. Und Möglichkeiten, einen gesunden Selbstschutz wiederzuerlangen.
Auch ich habe in den 33 Jahren, in welchen ich hier bin, einige Verletzungen abbekommen, die zum Teil immer noch in Heilung sind.
An diesen lerne ich, wie das weibliche System mit Verletzungen umgeht und wie ein Weg der Heilung aussehen kann.
Auf meinem Weg der Heilung habe ich festgestellt, dass Verletzungen immer da entstehen können, wo der Selbstschutz schwach ist.
Daher möchte ich an dieser Stelle etwas dazu schreiben, wie ich Selbstschutz verstehe und wie er funktioniert, wenn er „gesund“ ist.
Reiner Selbstschutz ist kraftvoll und weich zugleich. Er ist natürlich und gesund.
Ein Neugeborenes lebt das erste Lebensjahr im Schutze der Mama.
Sowohl auf körperlicher Ebene, der Körper wird umsorgt, getragen und behütet, als auch auf seelischer Ebene.
Babys sind ein Stück weit im Energiesystem der Mama aufgehoben (denn durch die Schwangerschaft und Geburt bleiben sie noch eine Weile eng verbunden). Die Mama trägt das Baby in ihrem Raum bis es selbst einen gesunden Selbstschutz aufbauen konnte.
Die Realität sieht jedoch oft anders aus, denn:
Wie oft werden die natürlichen Selbstschutzgrenzen der Kleinkinder bereits in den ersten Lebensmonaten durchbrochen …?
Sei es zum Beispiel dadurch, dass Menschen ihnen zu nahe kommen oder Worte gewählt werden, um zu manipulieren …
Dies ist verwirrend für das System und wo Verwirrung ist, fehlt die Klarheit, was den Schutz schwinden lässt.
Wenn dies zu oft geschieht, wenn zu oft der natürliche Selbstschutz durchbrochen wurde, fehlt das Gefühl für einen gesunden, kraftvollen und zugleich weichen Selbstschutz.
Weitere Faktoren, die eine Rolle für die Entwicklung eines gesunden Selbstschutzes spielen sind zum Beispiel: was es für eine Seele ist, wie Schwangerschaft und Geburt waren usw.
Nun kann es also sein, dass in der Kindheit dieser Selbstschutz nicht optimal aufgebaut werden konnte und somit das natürliche Gefühl für Freund und Feind verloren geht …
Das Kind kann schlecht unterscheiden, wer ihm etwas Gutes will und wer nicht.
Sehr klar wird dies am Beispiel Angst.
Du gehst nachts alleine durch den dunklen Wald, es stürmt, regnet, donnert …
Jetzt hast du zwei Optionen damit umzugehen und zwei Schutzfelder, die du aufbauen kannst.
Du kannst in die Panik und Angst gehen … Ich bin sicher, jeder kennt dieses Gefühl!
Das, was dein System dann macht, ist in Verwirrung und Panik zu gelangen. In diesem Moment ist dein Selbstschutz verwirrt, du bist von der Angst gesteuert und kannst die Situation nicht mehr klar einschätzen.
Diese Erfahrung hinterlässt Spuren! Es kann sogar sein, dass dadurch der dunkle Wald für dich Gefahr und Verletzung ist.
Wenn du jedoch in dieselbe Situation mit der Ausrichtung gehst, dass du vorbereitet bist, dich bereit machst auf das, was dich erwartet, so ist dein Selbstschutz dicht und klar.
Du vertraust dir, dass du da durchgehen kannst. Auch wenn du dir nicht zu hundert Prozent sicher bist, so kannst du in solchen Momenten deinen Selbstschutz stärken, wenn du optimistisch bleibst und dir selbst gut zuredest, dass du es kannst.
Dieser Weg kann definitiv sehr anstrengend sein und braucht deine Kraft, doch du hast die Möglichkeit daran zu wachsen!
Und genau so gibt es auch grob gesagt zwei Möglichkeiten wie ein irritierter Selbstschutz sich ausdrücken kann.
Die Schutzmauer um sich oder das „Opfer“, welches verletzende Situationen buchstäblich anzieht …
Wenn du nun also verstehst was Selbstschutz ist, wie er sich für dich selbst anfühlt, so kannst du ab jetzt damit beginnen, deine Energie und Kraft darauf zu lenken, sodass es langfristig gesehen die meiste Zeit automatisch funktioniert.
Ziel ist, zu fühlen, wann du den Selbstschutz aufbaust und wie, und wann du die Schutzmauern gehen lassen darfst, um in Verbindung mit wohlwollenden Situationen und Menschen zu gehen.
Hierzu gäbe es noch so viel zu schreiben, ich möchte es jedoch hierbei belassen, denn ich will dir ja etwas zur Heilung der Narben erzählen.
Hast du dich schon einmal gefragt wie du dich selbst heilst?
Wenn nicht, ist JETZT der richtige Moment dafür!
Das weibliche Prinzip braucht Rückzug zur Heilung, dies kann in sich sein oder gar im Aussen.
Das weibliche Prinzip braucht einen Schutz von Aussen, um sich die Wunde oder Narbe ansehen zu können.
Dies können zum Beispiel Therapien sein, Frauenkreise, Gespräche mit der engsten Freundin oder einfach alles, was sich sicher anfühlt und nicht verurteilt oder wertet.
Das weibliche Prinzip braucht Vergebung, denn ansonsten wirkt die Kraft der Schuld. Sie wirkt wie eine Geschwulst, die Heilung verhindert.
Das weibliche Prinzip braucht Nahrung, um zu regenerieren, zu heilen und zu Kraft zu kommen.
Das weibliche Prinzip braucht Zeit, denn Heilung geschieht selten über Nacht.
Das weibliche Prinzip braucht Mut, wenn es darum geht den Rückzug wieder zu verlassen.
Das weibliche Prinzip braucht Begleitung bei den ersten wackeligen Schritten auf dem neuen Weg, denn nach jeder Verletzung und Heilung ist der Weg anders.
Das weibliche Prinzip braucht Schutz, um den Selbstschutz wieder aufbauen zu können.
Nun meine Frage an dich:
Wie bewusst gehst du mit deinen Verletzungen um?
Oder gehst du einfach weiter ohne zu heilen?
Erlaubst du dir zu heilen oder hast du die Ausrichtung, dass alles, was dich nicht umbringt, dich stärker macht?
Oder nimmst du dir sogar bewusst die Zeit ALLE diese Schritte zu gehen für dich?
Ich brauchte meine Zeit, um mir den zweiten Weg zu erlauben und heute bin ich stärker und zugleich weicher als je zuvor …
Arweniel