Wieso bringen uns unsere Kinder so oft an unsere Grenzen?
Ja, Kinder sind eine Bereicherung und mitunter das Wertvollste, was wir Menschen erschaffen können.
Und Ja, unsere Kinder können DIE Herausforderung unseres Lebens sein!
Eltern-Sein ist ein Wechselbad von purem Glück, Erschöpfung, Liebe, Hilflosigkeit, Erfüllung, Wut, Hingabe, ausgebrannt sein und alles wird kräftig durchtränkt von Tränen des Glücks und der Verzweiflung …
Es ist keine leichte Aufgabe, welcher wir uns täglich stellen und versuchen, das Beste zu geben.
Nach 13 Jahren Mama-Sein, mit 3 eigenen Kindern, vielen Tageskindern und ganz vielen herausfordernden Lebenssituationen, habe ich auf jeden Fall eines gelernt:
Kinder bringen uns in unsere Kraft!
Das mag sich vielleicht etwas seltsam anhören, doch glaube mir, wenn du beginnst, all die intensiven Momente als Potential zu sehen, so kannst du über deine Grenzen hinauswachsen.
Und genau da sind wir schon beim Thema: die lieben Grenzen.
Grenzen, welche wir versuchen unseren Kindern zu setzen und Grenzen, welche sie sprengen wollen.
Grenzen, welche wir vergessen für uns selbst zu setzen oder selbst nicht einhalten.
Um das Thema Grenzen genauer zu verstehen, ist es zunächst wichtig zu wissen, wofür Grenzen da sind, und wie diese gesetzt werden dürfen.
Viele Mamas setzen Grenzen einfach aus dem Kollektiv, also weil man es so macht, oder weil sie es selbst aus der Kindheit so kennen.
Für mich sind Grenzen vergleichbar mit Spielregeln.
Um ein harmonisches Familienleben zu führen, braucht es klare Spielregeln, damit jedes Familienmitglied sich orientieren kann.
Glaube mir, Kinder lieben Spiele und Spielregeln!
Es kommt nur darauf an, wie du es deinen Lieben vermittelst.
Stellst du Grenzen oder Regeln auf, um ihnen unterschwellig drohen zu können oder aus deiner Hilflosigkeit heraus?
Oder stellst du Grenzen und Regeln auf als Orientierungspunkte?
Nimm das Beispiel eines Karten- oder Brettspiels.
Die Kinder nehmen die Spielregeln an, weil sie wissen, dass sie einfach zu diesem Spiel gehören, ohne Wenn und Aber, denn sonst würde das Spiel nicht funktionieren oder es würde im Chaos enden.
Im Prinzip ist es dasselbe im Familienleben.
Der einzige Unterschied ist, dass wir Eltern dies oft nicht so sehen und somit selbst keine glasklare Vorstellung von den Familienspielregeln haben.
Das Ergebnis endet vielfach in Chaos, Streit und Tränen.
So wie Kinder sind, lieben sie es, ihren Spielraum zu erforschen, zu erkunden und auszutesten. Sie gehen so weit, bis sie an Grenzen (Regeln) kommen.
Kinder wären nicht Kinder, wenn sie nicht versuchen würden mal ganz kräftig gegen diese Grenzen zu stossen oder diese gar zu sprengen, um zu schauen, was geschehen wird.
Ich war als Kind nicht anders und du bestimmt auch nicht 🙂
Denn, Grenzen zu sprengen oder zu erweitern gehört zum gesunden Wachstum dazu.
Wir brauchen Raum, um unseren Wachstumsprozess vollziehen zu können.
Ist der Raum oder das Spielfeld zu eng, prallen die Kinder andauernd dagegen, um uns zu zeigen, dass es an der Zeit ist Veränderungen vorzunehmen.
Das Kind wächst und entwickelt sich und so darf auch der Raum wachsen und sich entwickeln.
Wie oft bin ich selbst am Abend schon erschöpft, traurig und verzweifelt ins Bett gefallen, einfach weil ich an MEINE Grenzen gekommen bin …
Und das ist der Punkt …
Wenn ich also an meine Grenzen komme und meine Kinder die Grenzen sprengen wollen, ist es doch Zeit, die Grenzen neu zu setzen!
Unsere Kinder kommunizieren mit uns über ihr Verhalten, sie können so ausdrücken, was sie nicht in Worte verfassen können.
Auch unser Körper und unser Nervensystem sprechen mit uns. Sie zeigen uns auf, dass es jetzt an der Zeit ist, eine Veränderung zu erschaffen.
Leider verweilen wir oft zu lange in der entsprechenden Situation, als direkt eine Richtungsänderung einzugehen.
Wir meinen es kostet zu viel Kraft oder haben Angst vor der Veränderung, dabei liegt ein Riesen-Potential in diesen Lebenssituationen!
Alle Lebewesen streben nach Wachstum. Wenn wir nicht wachsen können werden wir krank, depressiv und ausgebrannt.
Dasselbe ist es bei unseren Kindern. Der einzige Unterschied ist, dass sie noch den natürlichen Instinkt in sich tragen es auch zu zeigen, dass diese Lebenssituationen nicht mehr stimmig sind oder dass sie neue Impulse brauchen, um wachsen zu können.
Was war es für mich eine Erleichterung, als ich erkannt habe, dass es mich viel weniger Kraft kostet flexibler im Alltag zu sein.
Flexibler Grenzen zu erweitern oder sie manchmal auch enger zu machen.
Je nach Lebenssituation brauchen unsere Kinder einen weiten Raum, also Freiheit, um sich austoben und erforschen zu können, oder aber wir dürfen die Grenzen etwas enger setzen, da es wichtig ist, dem Kind Halt und Sicherheit zu geben.
Es ist wie bei uns selbst.
Wir brauchen Raum und Freiheit in unserem Frau-Sein, um wachsen zu können.
Wir brauchen Raum, um unsere Partnerschaft pflegen zu können, wir brauchen Raum, um einfach Frau sein zu können und wir brauchen Raum, um uns zu entdecken und zu erforschen.
Nur weil wir Eltern sind ist unser Wachstumsprozess nicht einfach abgeschlossen.
Auch wir streben danach!
Ich habe gelernt, dass wenn meine Kinder mich an meine Grenzen bringen, es Zeit ist, kurz innezuhalten, um zu überprüfen, wessen Grenzen nun erweitert oder enger gemacht werden dürfen.
Ist es angebracht, dass ich mir als Mama mehr Raum nehme oder brauchen meine Kinder mehr Präsenz von mir?
Ist es wichtig, dass ich meinen Kindern die Grenzen enger mache, da sie einen zu grossen Raum haben und sich nicht orientieren können, oder möchten sie neue Gebiete erforschen und ich darf ihnen neue Wachstums-Räume erschaffen?
Wenn wir Mamas in uns genug Raum haben, können wir auch selbst besser wahrnehmen, was unsere Kinder genau brauchen.
Ich erschaffe mir diesen Raum mit Meditation.
Es kann jedoch auch das Spazierengehen oder Kochen sein, was dir hilft deinen Kopf frei zu bekommen und einen Raum für dich zu haben.
Teste es einfach aus.
Jede Grenzerfahrung, welche ich durch und mit meinen Kinder machen dufte, hat mich gestärkt, mich feinfühliger gemacht und aufgezeigt, dass überall Wachstum für mich vorhanden ist.
Und, es ist immer meine Entscheidung, ob ich die Situationen als solche erkenne.
Arweniel